


Was für Menschen gilt, gilt auch für Länder: manche sind sofort zugänglich und greifbar, während andere einen mit ihrer Einzigartigkeit einfach umhauen. Island – für alle, die das Land noch nicht kennen – macht einen sprachlos.
Über eine Landstraße verlassen wir Reykjavik. Unser Ziel liegt mehr als 7 Autostunden entfernt. Die uns umgebende Landschaft ist von einer überwältigenden Kargheit, die uns bis zum Schluss begleiten wird: riesige Felsen in eindringlichen Farbschattierungen wechseln sich mit weitläufiger wilder und Heide- und Mooslandschaft ab. Wenngleich die isländischen Fjorde auch nicht ganz so berühmt sind wie ihre norwegischen Brüder – mindestens ebenso spektakulär sind sie mit Sicherheit. Die einstigen Gletscher haben steilen und felsigen Bergwänden Platz gemacht von denen aus sich Schmelzbäche, Sturzbäche und Flüsse in die salzigen Meeresarme der Fjorde stürzen. Da nur ein sehr kleiner Anteil der Landesfläche für den Ackerbau geeignet ist, stützt sich die isländische Wirtschaft vorwiegend auf den Fischfang. Die Dorfbewohner der Gegend verdanken ihr Einkommen den in den Fjorden reichlich vorkommenden Flusskrebsen.
Allmählich verlassen wir die von den Touristen ausgetretenen Pfade und dringen in das Land der Fjorde im Nordwesten vor. Die Straße schlängelt sich schroffe Talwände entlang und führt uns hin und wieder an bunt angemalten Häusern vorbei. Es ist bereits Nacht, als wir am südlichen Flussufer des Arnarfjörður in Bildudalur eintreffen, einem kleinen Fischereihafen mit rund 250 Einwohnern.
Jetzt im September werden die Tage wieder merklich kürzer. Wir sind morgens um 7:30 Uhr mit Valdimar verabredet. Als wir den Kapitän der Gandar Jörandsson am Hafen treffen, herrscht noch stockfinstere Nacht. Der Sommer hat sich gerade erst verabschiedet, doch der Wind, der uns vom arktischen Ozean entgegenschlägt, ist bereits eiskalt. Das vergessen wir allerdings sofort, als mit einem Mal die Sonne vor der Halbinsel aufgeht: ein Moment voller Schönheit und Stille.
Wir machen uns auf in Richtung der ersten Lachsfarm Islands, dem Ort, der den Einheimischen der Region seit einigen Jahren ein wahres Wunder beschert. Während die Stadt unter Bankrott und Arbeitslosigkeit ächzte, heckten Matthias, der in der Gegend geboren wurde, und sein Sohn Kristian den Plan für ein wirklich mutiges Projekt aus.
Matthias Gardarsson, Sohn eines Fischers aus Baldudalur, hat mehr als 30 Jahre seines Lebens in Norwegen verbracht und dort in der Lachszucht Karriere gemacht. Doch der Isländer kann sich nicht mit den Praktiken anfreunden, die in seiner Wahlheimat in der Branche Gang und Gäbe sind und so verkauft er seine Firma wieder. Er glaubt fest an die Möglichkeit einer Lachszucht im Einklang mit der Natur, bei der der Respekt vor dem Produkt im Fokus steht. Gleichzeitig weiß er, dass sich seine Vision in Norwegen nur schwer umsetzen lassen wird. Nach seinem sechzigsten Geburtstag beginnt sich in ihm eine Sehnsucht nach dem Ort seiner Kindheit zu regen. Mit fortschreitendem Alter merkt er, wie sehr ihm Bildudalur fehlt. Also beschließt er im Jahr 2007 dorthin zurückzukehren, zumal die unberührte Natur und das klare Wasser der Fjorde ihm wie die ideale Voraussetzung für die Errichtung seiner neuen Firma erscheinen. Die Umsetzung seiner Idee jedoch steht noch auf wackeligen Beinen, denn die Wassertemperatur der Fjorde ist sehr viel niedriger und die Winter sind sehr viel rauer als in Norwegen. Nichts und niemand kann garantieren, dass die Fische in dieser Umwelt überleben und sich fortpflanzen werden. Matthias' Sohn Kristian, der noch nie an einem derart verlassenen Ort gelebt hat, zögert dennoch nicht eine Sekunde. Er folgt seinem Vater und zieht mit seiner Frau und ihrem neugeborenen Kind nach Bildudalur.
Glücklicherweise räumen die ersten Ergebnisse die Zweifel aus, denn anders als erwartet wirkt sich die Kälte sehr positiv auf die Lachszucht aus: sie minimiert das Krankheitsrisiko und die Lachse sind in Topform. Und damit kehr ganz allmählich das Leben nach Bildudalur zurück. Eine große Genugtuung für Kristian, der die Nachfolge seines Vaters angetreten hat. “Vor einigen Jahren zählte die Dorfschule 8 Kinder. Heute sind es 44. Damals gab es nur wenige Kinder, die ein Fahrrad besaßen. Heute hat jedes Kind ein brandneues Rad.”
Dieser Stolz wird von allen Männern und Frauen geteilt, die in seiner Firma Arnalax arbeiten. “Die Firma ist unser Herz, unsere Seele.”, erklärt uns Valdimar, unser Kapitän.
Umweltschutz steht bei Arnalax an vorderster Stelle. Die Weitläufigkeit der Anlage erlaubt eine sehr geringe Dichte von Fischen pro Becken. Auch die einzelnen Farmen sind weit voneinander entfernt – jede liegt in einem eigenen Fjord. In der einen wachsen die jungen Smolts heran, die andere beherbergt die ausgewachsenen Exemplare, während die dritte mindestens ein halbes Jahr brach liegt. “Die Vorgaben hier sind so strikt, dass wir nicht einmal mit dem gleichen Boot von einer Farm zur anderen fahren dürfen. Nur so können wir eine Kontamination vermeiden. Nach jedem Fang werden alle Käfige von Tauchern gründlich von Hand gereinigt. Auch die unbenutzten. Die Reinheit des Wassers ist unsere Obsession: die Verwendung von Chemie ist absolut verboten. Hier kommen weder Pestizide noch Antibiotika zum Einsatz. Das Futter enthält keinerlei Gentechnik oder bedrohte Fischarten. Hier gilt null Toleranz.”
Dank des Reichtums an erneuerbaren Energiequellen, über die das Land verfügt, ist die auf der gesamten Anlage verwendete Energie 100% grün und wird aus Sonne, Regen, Wind, Geothermie und Wasserkraft gewonnen.
Valdimar liebt seinen Job so sehr, dass er seine Stunden nicht zählt. Er und sein Kollege, der zweite Kapitän, sind 7 Tage am Stück für die Firma im Einsatz, immer im Wechsel. Da dauert so ein Arbeitstag gern zwischen 12 und 14 Stunden. “Ich liebe meinen Beruf. Aber vor allem bin ich glücklich, dass ich beim Aufbau einer so großartigen Firma mitwirken darf, die so viel für unser Land bedeutet. Wir sorgen dafür, dass die Gemeinde wieder wächst. Endlich kommen auch junge Familien nach Bildudalur. In zwei Jahren hat sich die Bevölkerung mehr als verdoppelt. Die ganze Region profitiert davon und wir bleiben dabei unserem Erbe, unserer Geschichte und unserer Tradition eines Fischerdorfes treu.”
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